Seit Ende Januar hat sich die Hauptstadt Uruguays wieder in ein buntes Treiben verwandelt. Bis nach Aschermittwoch wird auf den Straßen und Gassen der längste Karneval der Welt ausgelassen zelebriert. Musik, Gesang, Tanz und künstlerische Darbietungen dominieren die Festlichkeiten.
Den Auftakt fand der Karneval mit der Eröffnungsparade am 25. Januar 2018 auf der Avenida 18 de Julio. Die Parade beginnt auf dem Plaza Independencia und führt bis zum Verwaltungsgebäude in Montevideo. In diesem Jahr nahmen 37 Gruppen an der Parade teil, die alle bestrebt waren, ihr Können zu zeigen und als Sieger aus dem Wettbewerb hervorzugehen. Der Karnevalszug besteht aus einer bunten Mischung an Parodisten, Komödianten, Murgas, einem Chor aus überwiegend Männern, der musikalisch begleitet wird und auf satirische Art und Weise einen Jahresrückblick gibt, sowie den Gruppen der „Sociedades de Negros y Lubolos“, folkloristische Karnevalsgruppen. In jeder Kategorie wird am Ende ein Sieger gekürt. Dieses Jahr konnten sich die Gruppen „La Mojigata“, „Tabú“, „Cyranos“, „Zíngaros“ und „C1080“ durchsetzen. Am darauffolgenden Tag, dem 26. Januar, fand der Karnevalszug der Sambaschulen statt. Diese zwei Paraden eröffnen Jahr für Jahr die Karnevalszeit in Montevideo.
Weitere wichtige Paraden des Karnevals sind die sogenannten „Llamadas“. Sie finden am 8. und 9. Februar 2018 statt und führen durch die Straße Isla de Flores im Stadtteil Palermo. Teilnehmen können die „Sociedades de Negros y Lubolos“. Zunächst müssen sich alle Gruppen jedoch einem Vorausscheid stellen, um an den „Llamadas“ teilzunehmen. Teilnahmeberechtigt sind in diesem Jahr automatisch die ersten 20 Gruppen des letzten Jahres. Weitere 20 Gruppen werden während des Vorausscheids ermittelt.
Die Karnevalsgruppen sind ein bedeutender Bestandteil des Karnevals in Uruguay. Ihren Ursprung haben sie in der schwarzen Bevölkerung des Landes, welche als Sklaven nach Uruguay kamen. An freien Tagen versammelten sie sich und praktizierten gemeinsam den Candombe, einen folkloristischen Tanz, der von Trommeln begleitet wird und ursprünglich die Sehnsucht zum Heimatland Afrika ausdrückte. Nach der Abschaffung der Sklaverei setzte sich der Candombe in den Straßen Montevideos durch und wurde im Jahr 1880 zu den Feierlichkeiten des Karnevals aufgenommen. Sieben Jahre später wurde das erste Mal von der „Sociedades de Negros y Lubolos“ gesprochen, da sich ab diesem Zeitpunkt auch die weiße Bevölkerung den Gruppen anschließen konnte. Auf Grund dieser Bedeutung für die Menschen Uruguays wurde der Candombe im Jahr 2009 zum immateriellen Kulturerbe erklärt.
In den folgenden Wochen finden tägliche Gesangs- und Tanzaufführungen statt, die Jung und Alt auf die Straßen ziehen. Zentrum der Aufführungen ist das „Teatro del Verano“. Zeitgleich gibt es jedoch im gesamten Land Aufführungen und Feierlichkeiten.